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TCE-Blog

17. Oktober 2018 · Erfahrungsbericht

Wir - probieren - Unabhängigkeit

Nachdem ich die schöne und herausfordernde Aufgabe annahm, im TCE in die Fußstapfen einer ehemaligen, geschätzten Kollegin zu treten, möchte ich meine bisherigen Eindrücke und mein Ankommen gerne teilen.
Das Bild, das ich in der Hospitation der Kunsttherapie bei meiner lieben Kollegin Dorothee Walter gestalten durfte, bildet die Grundlage meines Beitrags.

Ich freue mich auf die fruchtbare gemeinsame Weiterarbeit mit allen Mitarbeitern aus dem tollen Team und den bisherigen und neuen Patientinnen und Patienten.

WIR — Mutig, stark und verletzlich – so empfinde ich die Patienten des TCE - Therapie-Centrums für Essstörungen. Schön zu sehen, wenn sie sich öffnen und Hilfe annehmen. Freundlich, herzlich und kraftvoll, so erfahre ich die Kolleginnen und Kollegen. Jeder ist in seinem Bereich ein absoluter Experte und wir pflegen einen regen und konstruktiven Austausch.

MENSCHEN — Mit meiner Erfahrung aus der kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis und als Verhaltenstherapeutin komme ich in ein sehr durchdachtes, lang erforschtes Konzept, das seinen Anfang in Milbertshofen nahm und nun in Neuhausen weiterfortgeführt wird. Inzwischen hat sich einiges getan und das, was sich bewährt hat, wurde übernommen, anderes neu eingeführt. Mich beeindruckt ein respektvolles Miteinander, das täglich gelebt wird. Immer wieder müssen Grenzen eingehalten oder neu gezogen werden. Auch die Patientinnen und Patienten sind in ihrem Wesen vielfältig und besonders. Mehrere Menschen an einem Ort bilden eine Gemeinschaft, die sehr wertvoll sein kann.

GEGEN DEN WIND — auch wenn Widerstände auftreten, geht das eigene Leben weiter, und wir machen uns innerlich und äußerlich „wetterfest".

PROBIEREN — dem Symptomverhalten den Wind aus den Segeln zu nehmen, ist der Dreh- und Angelpunkt der Behandlung im TCE. Die entscheidende Frage ist: Welches andere Verhalten oder welche Umstände geben der Patientin und dem Patienten die Sicherheit, sich von der Essstörung zu lösen? Also von ihrer Magersucht bzw. Anorexie, Bulimie oder Binge-Eating-Störung (auch Esssucht oder Binge-Eating-Disorder)

ZUFRIEDEN — ... Sein ist das neue „Glück" und kommt ohne Bewertung aus ;-)

LEBEN — ist was dazwischenkommt, wenn man andere Pläne macht ...

GRÜBELN — ist prinzipiell verständlich, sollte aber nicht zu lange blockieren und aufhalten. Vielleicht gelingt es, wieder mehr Vertrauen in das eigene Gefühl oder neue Wege zu setzen?

SEKUNDEN — Minuten, Stunden, Tage, Wochen, gerne auch Monate verbringen wir zusammen mit unseren Patienten und füllen die Zeit mit neuen Erfahrungen.

LACHEN — ganz wichtig ist es, nach Auftauchen aus den Tiefen der negativen Gedanken auch wieder Lebensfreude zu spüren, albern und „Kind" sein zu dürfen mit selbstfürsorglichem Blick auf die eigene Situation und die Zukunft.

UNABHÄNGIGKEIT — und Verbundenheit im Wechsel, sind Gegensätze, die sich jeweils in Beziehungen zu Menschen ergeben. Es ist schön zu sehen, wenn der Mut gefasst wird, sich von den Eltern zu lösen und sich zu trauen, sich in der Übergangszeit vom Kind zum Erwachsenen auf sich selbst zu verlassen, gerne auch im Austausch mit anderen Menschen, die einem gut tun, oder auch im Austausch mit den Eltern, aber unter anderen „Vorzeichen". Erwachsenwerden ohne Essstörung mit unserer Hilfe :-)

 

Bildnachweis: Liebl/TCE

Über die Autorin

Stephanie Liebl ist Psychologische Psychotherapeutin und seit 2017 Leiterin des Behandlungsteams für die 16- bis 25-Jährigen. Nach dem Studium der Psychologie mit Schwerpunkt Familienpsychologie und ihrer Approbation zur Verhaltenstherapeutin war sie von 2002 bis 2017 in kinder- und jugendpsychotherapeutischen Praxen mit der Diagnostik und Therapie von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit verschiedensten Störungsbildern sowie deren Familien beschäftigt.
Ihr besonderes Verständnis und ihr Interesse liegen in der therapeutischen Begleitung von Krankheiten und Krisen der Adoleszenz. In einer der intensivsten Lebensphasen Selbstvertrauen zu aktivieren und zu gelungener Autonomie zu verhelfen, zählt sie zu ihren Stärken. Das Arbeiten im multidisziplinären Team empfindet sie als Gewinn.
Sie ist Mutter von teilweise erwachsenen Kindern und findet unter anderem Ausgleich und Impuls für Neues beim Stöbern nach Vintage Möbeln, beim Fotografieren und auf Kurzreisen in Städte, bevorzugt ans Meer.