Viele Eltern glauben, dass Essstörungen ein typisches Problem der Pubertät und junger Erwachsener
darstellen. Dabei können Essstörungen bereits bei Kindern unter 11 Jahren auftreten. Lediglich bulimisches Verhalten findet man im vorpubertären Alter eher selten. Formen der Magersucht mit entsprechenden typischen oder auch untypischen Symptomen sind jedoch auch bei jüngeren Kindern kein ungewöhnliches Phänomen.
Kindliche Essstörungen - Symptome und Verhaltensweisen bei kindlicher Magersucht
Das Krankheitsbild der Magersucht tritt bei den sehr jungen Patienten ebenso wie in der Pubertät mit den bekannten Symptomen auf. Betroffene Kinder pflegen ein spezielles Diätverhalten, schränken ihre Nahrung willkürlich ein und/oder zeigen streng ritualisierte Essgewohnheiten. Auch ein verändertes Bewegungsverhalten mit vermehrter Alltagsbewegung und einem nahezu zwanghaft anmutendem Sportprogramm ist ein häufiges Merkmal dieses Störungsbildes. Es kommt zu einer Gewichtsabnahme, meist verbunden mit einer großen Angst vor erneuter Gewichtszunahme. Charakteristisch ist auch die verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Die Betroffenen leiden unter einem extrem negativen Selbstbild, ihr Selbstwertgefühl ist in hohem Maße abhängig von Figur und Gewicht, die Selbstakzeptanz steht und fällt mit der Zahl auf der Waage.
„Picky Eating" – eine typische Essstörung des Kindesalters
Neben den klassischen Essstörungen kennen wir auch spezielle Formen kindlicher Essstörungen, die häufig im frühen Lebensalter ihren Anfang nehmen. So zeigen bereits Kinder unter 6 Jahren mitunter eine sehr reduzierte oder eingeschränkte Nahrungsauswahl, die weit über das alterstypische, wählerische Essverhalten hinausgeht. Man spricht in diesem Fall von einer vermeidenden/restriktiven Nahrungsaufnahmestörung. Manchmal werden bei diesem Störungsbild ganze Lebensmittelklassen, wie z.B. Obst oder Gemüse, vermieden. Anders als bei der Magersucht beruht das eingeschränkte Essverhalten jedoch nicht auf dem Kaloriengehalt der Lebensmittel, sondern eher auf deren Farbe, Temperatur oder Beschaffenheit. Es finden sich auch keine Hinweise auf eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Auch scheinen sich diese Kinder nicht übermäßig mit ihrem Körpergewicht, ihrer Figur oder ihrem Aussehen zu beschäftigen. Dennoch geht die Störung häufig, jedoch nicht zwingend mit Untergewicht einher. Weitere mögliche Begleiterscheinungen sind gravierender Nährstoffmangel oder deutliche psychosoziale Beeinträchtigungen.
Bleibt das Körpergewicht unauffällig, ist es für Eltern und Angehörige besonders schwer, diese Essstörung überhaupt zu erkennen. Manchmal wird diese nur offenkundig, weil die betroffenen Kinder ihre Angst äußern, bestimmte Nahrungsmittel zu verzehren. Sie fürchten sich vor dem Schlucken dieser Speisen und befürchten, davon würgen oder sich übergeben zu müssen. Es kommt auch vor, dass die Kinder den Essensvorgang über eine übermäßig lange Zeit hin ausdehnen oder auf einer Nahrung bestimmter Konsistenz bestehen, z.B. nur flüssige oder breiige Speisen essen wollen. In solchen Fällen steht die Nahrungsaufnahmestörung einer Angststörung oft näher als den klassischen Essstörungen.
Obwohl die vermeidende/restriktive Nahrungsaufnahmestörung typischerweise in einem sehr frühen Lebensalter beginnt, gibt es auch Erwachsene, die von diesem Störungsbild betroffen sind.
"Schwieriger Esser" oder echte Essstörung?
Für Eltern ist es oft schwierig, das Essverhalten ihrer Kinder richtig einzuschätzen und zu würdigen. Phasenweise zeigen fast alle Kinder aus Sicht der Eltern etwas seltsame Vorlieben und Abneigungen beim Essen oder kämpfen mit Appetitstörungen, sodass die Grenzen hin zur Essstörung relativ fließend sein können. Kommt es aber zum Beispiel längere Zeit zu einer klaren Unterschreitung der angemessenen Energie- oder Nährstoffzufuhr, ggf. in Kombination mit einer deutlichen Gewichtsabnahme oder Untergewicht, sollte das Vorliegen einer Essstörung in Betracht gezogen werden. Gesunde Kinder haben normalerweise ein natürliches Gefühl für zu Hunger, Sättigung und ihren Bedarf bei der Nahrungsaufnahme.
Therapien und Behandlungen für Kinder am TCE
Am TCE bieten wir eine essstörungsspezifische Therapie für Kinder ab 12 Jahren an. Jüngere Kinder können jedoch bei Bedarf einen Kostaufbau mit medizinischer Abklärung in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin durchlaufen. Dort erhalten Sie auch Empfehlungen für mögliche Maßnahmen zur Anschlussbehandlung. Näheres erfahren Sie auf direkte Anfrage in unserem Haus.