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22. Februar 2023 · Kulturtipps

Buch-Tipp

Emilie Pine – Botschaften an mich selbst... Der Vater liegt nach lebenslanger Alkoholsucht mit hohem Blutverlust in einem Krankenhaus in Griechenland und seine Tochter, die Zeit ihres Lebens unter seiner Erkrankung gelitten hat, sieht sich plötzlich in der Pflicht, ihn pflegen zu müssen.

Mit diesem Kapitel beginnt das Buch „Botschaften an mich selbst", in dem die irische Autorin Emilie Pine sich in mehreren autobiografischen Essays vielen existenziellen Fragen widmet, die Frauen bewegen, über die aber kaum jemand spricht. Sie widmet sich der Erfahrung von Fehlgeburten und unerfülltem Kinderwunsch genauso wie der Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper, der mit seinem Menstruationsblut, seiner Körperbehaarung, seinem Lebenshunger und seiner sexuellen Lust, die nicht in das hochglanzpolierte Bild zu passen scheint, das uns in den sozialen Medien so gerne vermittelt wird.

Sie berichtet über ihre Jugendzeit, die geprägt war von familiären Belastungen, Rebellion, Essstörungen, Drogen und sexueller Gewalt, und von beruflichen Diskriminierungserfahrungen in ihrem Erwachsenenleben. Beeindruckend ist die undramatische Offenheit und Ehrlichkeit, mit der sich Emilie Pine ihren Lebensthemen stellt. Sie nennt die Dinge beim Namen, scheut nicht vor belastenden Gefühlen zurück und findet doch am Ende eines jeden Kapitels eine kraftvolle und ermutigende Wendung. Es wird deutlich, wie heilsam und befreiend es sein kann, die eigene Geschichte zu erzählen, und ich musste beim Lesen oft an unsere Patientinnen denken, die in der Therapie dasselbe tun.

Ein Buch für alle, die es genau wissen wollen und nicht davor zurückscheuen, das eigene Leben mit ruhigem Blick und mutigem Herzen zu betrachten.

Bildnachweis: ClipDealer

 

Über die Autorin

Dr. Karin Lachenmeir ist Psychologische Psychotherapeutin und seit 2002 im TCE tätig, seit 2008 als Leiterin der Einrichtung. Sie ist approbierte Verhaltenstherapeutin und hat Weiterbildungen in Körpertherapie und Systemischer Beratung absolviert. Seit 2011 ist sie zudem als Dozentin und Supervisorin für verschiedene Münchner Weiterbildungsinstitute tätig. Am TCE hat sie die Verantwortung für alle personellen, organisatorischen und fachlichen Fragen. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten lesend oder schreibend, auf ausgedehnten Spaziergängen, im Kino, im Theater oder auf Reisen.