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08. März 2023 · Erfahrungsbericht

Ein kleiner Einblick in unseren Yoga-Workshop

Es ist Sonntagmorgen. Ich habe kaum geschlafen, bin oft in der Nacht wach geworden, habe es nicht geschafft, meine Gedankenspirale zu stoppen und konnte die Stimmen in meinem Kopf nicht leiser drehen. Bei dem gemeinsamen Frühstück mit meinen Mitbewohnerinnen schweife ich immer wieder ab, mir fällt es schwer mich an den Gesprächen zu beteiligen. Ich stehe etwas neben mir, bin leicht gereizt und genervt von mir selbst. Die Vorstellung, den Vormittag über mit neun anderen Mitpatientinnen im Yoga-Workshop zu sein, stresst mich auf der einen Seite, denn ich sehne mich nach Ruhe und Stille. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass ich durch die angeleitete Sitzung wieder mehr im Hier ankommen und meine Kräfte stärken kann.

„Lass uns leben.

Nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft, sondern hier bei mir im Hier & Jetzt.“

Um 10 Uhr beginnen wir die Sitzung mit einer kleinen Meditation. Die Sonne scheint in den hellen Körperraum, in der Luft liegt ein leicht süßlicher Duft von dem Glückstee, den wir alle neben unseren Matten stehen haben und ich spüre, dass ich froh bin, nun auch hier zu sein. Unsere Yogalehrerin, die selbst lange Zeit unter einer Essstörung gelitten hat, leitet die Gruppe mit ihren persönlichen Gedanken ein:

„… und am Ende werde ich das nicht glauben, denn ich habe viele Jahre lang gedacht, das Leben sei mein Feind. Aber wenn ich mir jeden Tag einrede: „Das Leben ist wundervoll.“, dann beginne ich irgendwann das zu glauben.

So funktioniert unser Leben – Wir sind das, was wir uns denken, das, was wir uns selbst immer wieder sagen. (…) dafür müssen wir uns all das Unbewusste bewusstmachen und uns das einreden, was wir Positives über uns und unseren Körper glauben möchten.

Heilung darf Spaß machen und auch wir dürfen in unserem Prozess Freude & Glück finden (…).“

Ihre Anfangsworte begleiten mich durch die kommenden drei Stunden, in denen wir uns über Selbstliebe unterhalten, eigene Affirmationen formulieren, gemeinsam durch einen sanften Flow fließen und am Ende ein indisches Mantra im Takt zur Musik singen. Am Sonntagmittag verlasse ich mit einem Lächeln im Gesicht den Raum und habe das Gefühl, wieder mehr ein Teil von mir zu sein. Ich bin müde, erschöpft, aber fühle mir leichter und befreiter. Die Melodie des Mantras summe ich noch nachmittags vor mich hin und meine eigenen Affirmationen lese ich mir noch heute laut vor…

„Ich bin ein wertvoller Mensch.

Ich bin frei.

Ich kann fühlen.

Ich kann mir und meinem Körper vertrauen.

Ich genieße die Zeit mit mir.

Ich darf mich wohlfühlen.

Ich darf mich leicht fühlen.

Ich darf mich fallen lassen.

Ich bin stark.

Ich bin selbstsicher.

Ich kann lernen.

Ich darf mich verändern.

Ich kann ruhen.

Ich darf gelassen sein.

Ich darf meine Grenzen erkennen und setzen.

Ich muss mich nicht zwingen.

Ich kann für mich sorgen.

Ich darf meine Sonne sein.

Ich verdiene Gutes.

Ich bin einzigartig.

Ich darf glücklich sein.

Ich darf strahlen.

Ich darf genervt sein.

Ich darf schreien.

Ich kann Wut spüren.

Ich bin genug.

Ich bin so, wie ich bin und das ist gut so.

Ich bin die einzige Person, mit der ich immer zusammen sein werde und alles was ich brauch, um auf mich aufzupassen und für mich zu sorgen, ist in mir.

Ich bin auf der Welt um zu lernen, nicht um schon von Anfang an zu können, also darf ich meinen Fähigkeiten vertrauen, darf mich aber auch irren.

Ich darf jeden Tag neu kennenlernen.

Ich bin das, was ich mir denke, das, was ich mir selbst immer wieder sage.

Ich möchte mir erlauben, der Schöpfer meines Lebens zu sein und mir jeden Tag Gutes zusprechen.

Mein Wert wird durch meine einzigartige Persönlichkeit definiert, also will ich mich und meinen Körper mit Mitgefühl, Respekt & Liebe behandeln.“

 

 

 

 

Bildnachweis: Christin Büttner

Über die Autorin

Sophie, 23 Jahre, Patientin der Intensivphase